[drop_cap] Frankreich ist einer der Big Player auf dem internationalen Weinmarkt. Die Grande Nation umfasst ca. 807.000 Hektar Rebfläche, produziert jedes Jahr ca. 42 Millionen Hektoliter Wein und ist somit der zweitgrößte Weinproduzent weltweit. Zu den größten Weinanbaugebieten gehören Languedoc-Roussillon, Bordeaux, das Loiretal, das Rhonetal und die Champagne. So weit, so gut. Bevor ich dir jetzt aber weitere Zahlen an den Kopf knalle und dir meine allerliebsten Weinanbaugebiete Frankreichs und einige französische Weine (learning by drinking) vorstelle, gehen wir noch einmal kurz auf die Basics des französischen Weingesetzes ein:[/drop_cap]
Das französische Weingesetz
Das französische Weingesetz ist wie folgt aufgebaut: Vin de France (Tafelwein) steht für Weine, die aus ganz Frankreich kommen können. Die Angabe von Jahrgang und Rebsorte ist optional. Danach folgt IGP (Vin de Pays) und steht für Landwein, der rund 30 % der Gesamtproduktion in Frankreich ausmacht und sehr große Produktionsgebiete umfasst. AOP (Appellation d´Origine Protégée) steht an dritter Stelle und hat für den französischen Weinanbau kaum eine Bedeutung. Danach folgen als wichtigste Qualitätsstufe die AC bzw. AOC (Appellation d´Origine Contrôlée). Die Anforderungen variieren von Region zu Region und sind stark abhängig von den jeweiligen Bodentypen. Sie definieren: Rebsorte, Höchsterträge, Mindestalkoholgehalt sowie den Weinanbau und -ausbau. Dabei gilt in Frankreich i. d. R. allgemein: Je weiter, also größer die geografische Angabe ist, desto „niedriger“ ist die Qualität, und je enger, also kleiner die geografische Angabe ist, desto „höher“ ist die Qualität.
Beispiel am Weinanbaugebiet Bordeaux:
- Generisch: AC Bordeaux
- Gebiet: AC Médoc
- Ort: AC Pauillac
- Château: Château Latour, 1er Cru Classés 1855
Gut zu wissen: Zu den bedeutendsten Rebsorten in Frankreich gehören Spätburgunder, Merlot, Cabernet Sauvignon und Syrah. Im Weißweinbereich sind es Chardonnay, Chenin Blanc, Sauvignon Blanc, Viognier und Marsanne.
Burgund – Heimspiel für Pinot Noir & Chardonnay
Die Heimat des Spätburgunders (aka Pinot Noir) liegt im Weinanbaugebiet Burgund. Das Anbaugebiet umfasst ca. 28.700 Hektar, zieht sich im Norden von Flandern bis Lyon und teilt sich in die folgenden geografischen Abschnitte bzw. Weinanbauregionen auf: Côte d´Or, bestehend aus der Côte de Nuits im Norden und der Côte de Beaune im Süden, sowie Chablis, der Côte Chalonnaise und dem Mâconnais.
Das Weinanbaugebiet steht für reinsortige und elegante Weine aus Spätburgunder (rot) und Chardonnay (weiß). Mitunter findest du hier auch noch Weine der roten Rebsorte Gamay, z. B. im Mâconnais, an der Grenze zum Beaujolais und oft in den gemischten Sätzen, den sogenannten Passetoutgrains. Das Burgund ist berühmt für sein Terroir und für seine Vielfalt der unterschiedlichsten Böden – hauptsächlich bestehend aus tonigen Kalksteinböden (prädestiniert für Chardonnay) sowie Mergel und Lehmböden (prädestiniert für Spätburgunder). Das Weingesetz im Burgund ist wie folgt aufgebaut: regionale Appellation, z. B. AC Bourgogne, gefolgt von der kommunalen Appellation, z. B. Chablis oder Gevrey-Chambertin, und dem Premier Cru (Wein aus hervorragenden Lagen). An der Spitze steht der Grand Cru (Wein aus Spitzenlagen).
Gut zu wissen: Négociants ist der französische Begriff für Weinhändler bzw. Abfüller – diese Händler kaufen i. d. R. Wein von kleinen Winzern in Fässern auf. Dieser wird mit Weinen der gleichen Herkunft verschnitten, um größere und im Geschmack standardisierte Mengen auf den Markt zu bringen. Zu den bekanntesten Négociants gehören beispielsweise Joseph Drouhin, Bouchard Père et Fils, Louis Latour oder auch Louis Jadot.
Getrunken
Domaine Jean Grivot
Premier Cru 2016 Nuits-St-Georges “Ronciére”
Frankreich / Burgund / Côte de Nuits
Pinot Noir von der Côte de Nuits, ganz allgemein gesprochen, ist immer saftig im Geschmack und etwas kräftiger in Farbe und Tanninstruktur als Spätburgunder beispielsweise aus Volnay oder Beaune. Nuits-Saint-Georges liegt innerhalb der Côte de Nuits. Weine, die hierherkommen, sind etwas feingliedriger und nicht ganz so „laut“. Der 2016 Nuits-St-Georges von der Domaine Jean Grivot stammt aus der ersten Lage (Premier Cru) Ronciére.
Das Jura – Vorhang auf für Savagnin & Co.
Kaum ein anderes Weinanbaugebiet in Frankreich wird aktuell so krass gehyped wie das Jura. Das Gebiet umfasst gerade einmal 2.000 Hektar Rebfläche, grenzt direkt an Burgund an und ist nicht nur bekannt für das Jura-Kalkgestein und das kühle Klima, das die Weine von hier formt, sondern auch für autochthone Rebsorten wie z. B. Savagnin (weiß), Poulsard (aka Ploussard in der Unterappellation Puppillin bei Arbois) und Trousseau, die hauptsächlich in Arbois wächst, sowie ganz eigene Weinstile wie beispielsweise dem Vin Jaune oder dem Macvin du Jura.
Der Hype rund um das Weinanbaugebiet und seine Weine liegt zum einen darin begründet, dass ein Großteil der Weine aus ökologischem und biodynamischem Weinanbau stammt und somit an das soziokulturelle Phänomen der Naturweinbewegung anknüpft, und zum anderen in der Knappheit der Weinmenge. Das Jura ist halt einfach klein und die Nachfrage ist groß. Nicht zuletzt liegt es natürlich aber auch an den mitunter hervorragenden Weinqualitäten und der Pionierarbeit von Winzern wie Jean Macle oder Pierre Overnoy, die dem einst vergessenen Weinanbaugebiet wieder zu neuem Ruhm verholfen haben.
Ich muss gestehen, dass ich nicht alles geil finde, was hierher kommt – ein Großteil der Chardonnays und insbesondere der weißen Rebsorte Savagnin gehören aber mittlerweile zu meinen absoluten Lieblingen, bei denen ich regelmäßig zum Wiederholungstäter werde. Den Rest überlasse ich gerne der Hipster-Nation und wünsche weiterhin viel Spaß beim Hypen …
Getrunken
Domaine Bornard
2016 Les Chassagnes
Frankreich / Jura / Pupillin
Zu den bekanntesten, mengenmäßig aber nicht zu den bedeutendsten Rebsorten im Jura gehört Savagnin. Das, was mir an dieser weißen Rebsorte besonders gut gefällt, ist ihr Mut zur Eigenständigkeit. Guter Savagnin schmeckt salzig-frisch und macht, trotz vermeintlich hoher Alkoholwerte, immer Lust auf ein zweites Glas und auch mal auf die ganze Flasche. So auch der 2016 Les Chassagnes der Domaine Bornard – ein echter Klassiker und Must-Try für alle Jura-Neulinge.
Loire – ein Eldorado für Chenin-Blanc-Liebhaber
Gib‘s zu, das Weinanbaugebiet Loire verbindest du instinktiv mit Weinen wie Sancerre oder Pouilly-Fumé, hinter denen sich immer die Rebsorte Sauvignon Blanc versteckt. Der eigentliche Star der Region, und jetzt kommt‘s, ist aber eine ganz andere Rebsorte, nämlich Chenin Blanc. Warum du noch nie etwas von Chenin Blanc gehört hast? Das liegt zum einen daran, dass sich die Rebsorte in Frankreich gerne hinter Appellationen wie Vouvray, Quarts-de-Chaume, Bonnezeaux, Pineau de la Loire, Savennières, Anjou Blanc oder Saumur Blanc versteckt und es dir somit unnötig schwer macht zu erkennen, wo Chenin Blanc drin ist. Zum anderen liegt es daran, dass 90 % der französischen Chenin-Blanc-Erzeugnisse nicht in den Export gehen, sondern in Frankreich konsumiert werden. Und merkste selber, ne? Wenn die Franzosen schon alles selber wegsüffeln, kann der Stoff ja gar nicht mal so schlecht sein.
Wo ist das Problem? Der Deutsche hat ja bekanntlich so seine Schwierigkeiten mit Säure im Wein. Geduld ist auch nicht sein Steckenpferd. Und hier liegt der Casus knacksus: Weine aus der Rebsorte Chenin Blanc sind extrem säuregeladen, störrisch und oft nicht zu begreifen. Das heißt, erst nach ein paar Jahren der Lagerung zeigen sie ihren wahren Charakter und fangen an, Laune zu machen. Belohnt wird man mit purer Rasse, einer granatengeilen Mineralität, Ausdrucksstärke und einem Lagerpotenzial vom Feinsten.
Getrunken
Domaine Marc Brédif
2002 Vouvray Grande Annee
Frankreich / Loire / Vouvray
Chenin Blanc präsentiert sich im Glas übrigens oft sehr verhalten. Sollte es doch einmal ausladender werden, erinnern die Aromen zumeist an grüne Äpfel, Passionsfrucht, Ananas, Nüsse, Wolle, Wachs und Honig. Unfassbar gut schmeckt Chenin Blanc zu weichen, cremigen Käsesorten, aber natürlich genauso gut zu Fisch, Seafood und Kalbsentrecôte oder zu reichhaltigen Gemüsegerichten wie z. B. einer Quiche.
Die Champagne – bubbles, please!
Champagner, eigentlich muss ich hierzu nicht viel sagen, oder? Das, was ich dir an die Hand geben möchte, ist eigentlich nur, dass Champagner nicht immer unbezahlbar sein muss und dass es neben den großen Handelshäusern wie Moët & Co. weitaus mehr zu entdecken und bestaunen gibt. Das Stichwort lautet Winzerchampagner.
Winzerchampagner kommt von kleinen Winzern, die ihre Trauben nicht mehr an die großen Champagnerhäuser liefern, sondern ihren Sprudel selber vermarkten. Es gibt unendlich viele tolle, kleine Betriebe, die unfassbar guten und expressionistischen Stoff auf die Flasche ziehen und bei denen du tausendmal mehr für dein Geld bekommst als bei den Big Playern. Für Etiketten-Trinker ist das selbstverständlich nicht zu empfehlen. Wenn du aber mehr auf das Acht gibst, was in der Flasche ist und weniger auf das, was auf der Flasche steht, und du Lust auf eine feucht-fröhliche Runde Gaumensex hast, dann ist das genau dein Ding.
Schaumwein aus der Champagne, dem kleinen Weinanbaugebiet mit den Champagner-Hauptstädten Reims und Épernay, heißt im Übrigen immer Champagner. Die Hauptrebsorten, die für einen klassischen Champagner zum Einsatz kommen, sind immer Chardonnay, Pinot Meunier (Schwarzriesling) und Pinot Noir (Spätburgunder).
Die Ausnahme ist ein Blanc de Noirs, also in dem Fall ein weißer Schaumwein aus blauen Trauben, zumeist bestehend aus Pinot Meunier und Pinot Noir, sowie der Blanc de Blancs, ein Champagner ausschließlich aus der weißen Rebsorte Chardonnay. Das Besondere, ja fast schon das Alleinstellungsmerkmal der Champagne sind die weltweit bekannten Böden – sie bestehen nämlich aus Kreide. Welche Region passt zu dir? Du bevorzugst Champagner aus der Rebsorte Pinot Noir? Dann bist du in den Regionen Montagne de Reims und an der Côte de Bar zuhause. Liebhaber von Chardonnay-Champagner kommen an der Côte de Sézanne und der Côte de Blancs auf ihre Kosten und Pinot-Meunier-Freaks bleiben im Valée de la Marne – damit hätten wir dann auch gleich alle 5 Gebiete der Champagne aufgelistet.
Gut zu wissen: auf dem Etikett eines Champagners findest du immer eine Codierung, die dir Informationen zur Herkunft des Champagners liefert. Neben den Kürzeln NM, CM, RC, ND und MA gibt es auch das Kürzel RM (récoltant manipulant). RM steht immer für einen Winzerchampagner und darf nur auf dem Etikett stehen, wenn die Trauben aus eigenem Anbau stammen und im eigenen Weingut ausgebaut wurden. Zudem muss der Champagner selbst vermarktet werden.
Getrunken
Louise Brison
2015 Millesime Extra Brut
Frankreich / Champagne / Troyes
Delphine, die Tochter des Weinguts Louise Brison, macht Champagner auf gerade einmal 13 Hektar Rebfläche. Das Weingut befindet sich ca. 50 Kilometer von Troyes entfernt und baut ausschließlich Pinot Noir und Chardonnay an. Im Hause Louise Brison gibt es eigentlich nur Jahrgangschampagner (Millesime). Der Grundwein wird in Fässern aus Eichenholz aus den Vogesen vinifiziert und reift dann für mindestens 6 Jahre, bevor der Schaumwein schlussendlich auf den Markt kommt. Das Ergebnis ist ein feinfruchtiger und besonders würziger Champagner – genial!
#bringflavorhome
Grapes & Love
Deine Lou
* Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit Best of Wines