Was ist Franciacorta? 5 Fakten über den Champagner Italiens!

Keine 70 Kilometer von der Modemetropole Mailand entfernt, erstreckt sich über knapp 3.000 Hektar Rebfläche eines der schönsten Weinanbaugebiete Italiens – die Franciacorta DOCG, traumhaft am idyllischen Lago d´Iseo gelegen. Fährt man von Südtirol kommend Richtung Gardasee, lässt man das Weinanbaugebiet und seine hervorragenden Schaumweine – ja manche behaupten sogar, den Champagner Italiens – einfach unbeachtet links liegen. Zumindest ging es mir immer so.

Die, die mich kennen, wissen: Lou liebt Schaumwein. Allerhöchste Zeit also, die Franciacorta DOCG und den gleichnamigen Schaumwein genauer unter die Lupe zu nehmen. Vergangene Woche ging es für mich mit dem Flieger endlich Richtung Mailand, um keine 50 Autominuten später im Schaumwein-Paradies zu stehen. Und weil ich so geflashed von den wirklich champagnerähnlichen Qualitäten, diesem unfassbar idyllischen See, der Region und dessen Winzern war, möchte ich dich heute an die Hand nehmen und dir ein bisschen was über Franciacorta, die Rebsorten, das Herstellungsverfahren und über die jeweiligen Stile und Qualitäten erzählen. Außerdem gibt es von mir noch eine Sexy-Sixxer-Empfehlung für dich oder, anders formuliert, 6 Schaumweine aus der Franciacorta DOCG zum Nachkaufen, die du unbedingt probieren musst.


Was ist Franciacorta und woher kommt er?

Franciacorta, das ist Schaumwein aus Italien. Franciacorta war nicht nur der allererste DOCG klassifizierte Schaumwein Italiens, der ausschließlich mittels der traditionellen Flaschengärung hergestellt wurde (ital. Metodo classico), sondern gilt bis heute als der edelste und teuerste Schaumwein des Landes. Er stammt aus dem gleichnamigen Weinanbaugebiet in der norditalienischen Region Lombardei (Franciacorta DOCG), welches sich über eine Gesamtrebfläche von über 2.800 Hektar erstreckt und direkt am malerischen Lago d’Iseo liegt.

Schaut man sich die Geschichte des Franciacorta an, fällt einem schnell auf, dass es den norditalienischen Sprudler noch gar nicht so lange gibt. Franco Ziliani, ein Weinmacher aus Italien, hatte im Champagnerhaus Möet & Chandon gelernt und fing später, genauer gesagt 1961, das Schaumweinmachen im Traditionshaus Guido Berlucchi in der Franciacorta an. Die Qualitäten, die Ziliani auf die Flasche zog, und der daraus resultierende Erfolg gaben ihm recht. Viele Winzer folgten dem Beispiel Zilianis und dem Hause Berlucchi.Heute machen rund 121 Winzer Schaumwein in der Franciacorta, die gerade einmal 0,5 % der weltweiten Schaumweinproduktion ausmachen.Darunter namenhafte Häuser wie Ca´ del Bosco, Bellavista oder Pizzini, aber auch kleinere Betriebe wie beispielsweise das biodynamisch zertifizierte Weingut 1701.

Gut zu wissen: In der Franciacorta wird übrigens nicht nur Schaumwein, sondern auch Stillwein produziert. Unter der Bezeichnung Curtefranca DOC (ehemals Terre di Franciacorta) findest du Weiß- und Rotweine.


Wie wird Franciacorta hergestellt?

Das Herstellungsverfahren für Franciacorta ist immer die traditionelle Flaschengärung. Das heißt, dass die 2. Gärung – aus der schlussendlich auch die Kohlensäure entstammt – immer in der Flasche stattfinden muss. Und auch das Hefelager von mindestens 18 Monaten ist bei allen Franciacorta-Typen gesetzlich vorgeschrieben.

Der klassische Franciacorta besteht immer aus den drei folgenden Rebsorten: Pinot Blanc (Weißburgunder), Pinot Nero (Spätburgunder) und Chardonnay.Seit 2017 ist zudem die autochthone, also heimische Rebsorte Erbamat für die Franciacorta-Produktion zugelassen. Die weiße Rebsorte ist seit über 500 Jahren in der Gegend um Brescia heimisch. Sie reift wesentlich später als Pinot Blanc & Co. und überzeugt durch ihre äußerst prägnante und knackige Säurestruktur, einen niedrigen pH-Wert und eine verhaltene Aromatik. Das ist nicht nur im Hinblick auf den Klimawandel wichtig, sondern insbesondere für die Produktion von qualitativ hochwertigen Grundweinen für die Schaumweinproduktion. Dabei dürfen maximal 10 % der Rebsorte Erbamat in einer klassischen Franciacorta-Cuvée enthalten sein.


Was bedeutet Satèn & Co.?

Insgesamt unterscheidet man in der Franciacorta drei Stilrichtungen: den klassischen Franciacorta, den Franciacorta Rosé und den Franciacorta Satèn.

Der klassische Franciacorta: Für die klassische Franciacorta-Cuvée kommen i. d. R. alle drei zugelassenen Rebsorten zum Einsatz: Chardonnay, Pinot Nero (aka Spätburgunder) und max. 50 % Pinot Blanc (Weißburgunder). Ein Hefelager von mindestens 18 Monaten ist Pflicht.

Franciacorta Rosé: Ein Franciacorta Rosé muss mindestens aus 25 % der Rebsorte Pinot Nero (aka Spätburgunder) bestehen und für mindestens 24 Monate auf der Hefe gelegen haben.

Franciacorta Satèn: Der Begriff „Satèn“ kommt aus dem Italienischen und heißt wörtlich übersetzt so viel wie samtig bzw. seidig und wird oft als das Flagship der Franciacorta – Produktion bezeichnet. Satèn steht für einen Schaumwein mit einem niedrigeren Kohlensäuredruck (unter 5 Bar). Das hat zur Folge, dass das Mousseux bzw. die Perlage, also das Geblubbere dieser Schaumweine, wesentlich weicher über den Gaumen rollt. Für die Herstellung sind die Rebsorten Chardonnay als auch Pinot Bianco zulässig, in der Praxis bedient man sich allerdings ausschließlich der Rebsorte Chardonnay. Das Hefelager muss mindestens 24 Monate betragen und geschmacklich gibt es den weißen Schäumer ausschließlich in der Geschmacksrichtung „Brut“.

Gut zu wissen: Ein Millesimato, also ein Jahrgangsschaumwein (85 % der Grundweine müssen aus einem Jahrgang stammen, Hefelager von mindestens 30 Monaten), und ein Riserva (Hefelager von mindestens 60 Monaten) können von allen drei Stilen produziert werden.


Wie schmeckt Franciacorta?

Franciacorta kann einem klassischen Champagner zum Verwechseln ähnlich schmecken. Je nach Rebsorteneinsatz, Dauer des Hefelagers und der angestrebten Stilistik des Hauses variiert die Aromatik eines Franciacorta von Zitronenzeste, Pfirsich und Kirsche bis hin zu Mandel und Toastbrot. Alle Franciacorta bis auf Franciacorta „Satèn“ werden in den folgenden Geschmacksrichtungen hergestellt:

  • Dosaggio Zero (maximal 3 g/l Restzucker)
  • Extra Brut (maximal 6 g/l Restzucker)
  • Brut (maximal 15 g/l Restzucker)
  • Extra Dry (12 bis 20 g/l Restzucker)

 

Franciacorta in der Speisebegleitung

Es ist eine Eigenart von uns Deutschen, dass wir Sekt, Cava & Co. ausschließlich als Begrüßungsdrink, ja als Aperitif ausschenken. Dabei ist Schaumwein ein hervorragender Speisebegleiter. Warum das so gut funktioniert? Schaumweine besitzen kaum bis wenig Tannine, dafür aber eine verhältnismäßig hohe Säure. Diese beiden Eigenschaften erden unser Geschmacksempfinden, sie reinigen sozusagen unseren Gaumen und unsere Zunge (aka Palate cleanser). Insbesondere reichhaltige Speisen mit Substanz (Fett) profitieren von der lebendigen Säure und feinen Perlage. Ich kann es nicht oft genug betonen – trinkt mehr Sprudel zum Essen. Solltest du die Franciacorta einmal besuchen, wird dir nicht nur die hervorragende regionale Küche auffallen, sondern auch, dass ein Großteil der Restaurants fast ausschließlich Franciacorta in der Speisebegleitung anbietet.


4 Restauranttipps für die Franciacorta

Eine Reise in die Franciacorta DOCG lohnt! Und damit du nicht vom Fleisch fällst, bekommst du von mir nachfolgend noch 4 Restauranttipps für deinen Franciacorta-Kurzurlaub. In allen Restaurants durfte ich mich einmal durch die Speisekarte schlemmen – und was soll ich sagen? Ich hatte nichts zu meckern. Im Gegenteil. Feinste regionale Küche und galaktische Franciacorta-Weinkarten, bei denen du dich so richtig austoben kannst. In diesem Sinne: Salute!

Hill Cole 
www.hillcolle.com

Dispensa Franciacorta 
www.dispensafranciacorta.com

Barboglio de Gaioncelli 
www.barbogliodegaioncelli.it

Cadebasi 
www.cadebasi.it


Diese Franciacorta musst du probieren

Ob einfach nur schwer durstig nach Lesen dieses Blogeintrags, gerade in der Weinausbildung oder für dein persönliches Franciacorta-Pröbchen in den eigenen vier Wänden. Nachfolgend habe ich dir meine Lieblingspullen zum Nachtrinken aufgeschrieben:

#bringflavorhome

Grapes & Love

Deine Lou

Über die Autorin

Louisa Maria Schmidt (aka Lou) schreibt auf ihrem Blog über Wein und erklärt in Kurzvideos auf Instagram, auf was es bei Wein wirklich ankommt. In der Gastronomie groß geworden, studierte sie Internationale Weinwirtschaft an der Hochschule Geisenheim. Heute arbeitet sie als Wine Consultant und Content Creatorin für PR-Agenturen, Online- und Printmagazine sowie Weingüter.

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