Heute geht es um Geschmack! Denn wir sprechen über die Geschmacksrichtungen bzw. Geschmacksangaben bei Wein. Welche Geschmacksrichtungen gibt es grundsätzlich bei Wein, was bedeutet feinherb auf deutschen Weinetiketten und was genau ist eigentlich mit „mild“ gemeint?
Welche Geschmacksrichtungen gibt es bei Wein?
Mit den Geschmacksrichtungen meint man normalerweise den Gehalt an Restzucker eines Weins (trocken bis süß). Die Restzuckergehalte für Stillweine (Weine ohne Kohlensäure) sind in der EU i. d. R. einheitlich definiert. Im deutschen Weinrecht unterscheiden wir zunächst zwischen 4 offiziellen Geschmacksrichtungen:
- trocken 0 – 9 g Restzucker pro Liter
- halbtrocken 9 – 18 g Restzucker pro Liter
- lieblich 18 – 45 g Restzucker pro Liter
- süß > 45 g Restzucker pro Liter
Wichtig: Die Angaben beziehen sich auf Stillwein in Deutschland. Für Schaumwein (also z. B. Sekt etc.) gelten andere Bestimmungen. Und noch was: Die Geschmacksangabe auf dem Etikett ist in Deutschland für Stillwein nicht verpflichtend.
Gut zu wissen: Wenn auf dem Weinetikett eine Geschmacksangabe fehlt, handelt es sich i. d. R. um einen Wein mit einem erhöhten Restzuckergehalt.
Was bedeutet feinherb bei Wein?
Feinherb ist die fünfte, inoffizielle Geschmacksrichtung. Inoffiziell, weil sie zwar allgegenwärtig, aber im deutschen Weinrecht nicht definiert ist. Ach, was sag ich – sie wird nicht einmal erwähnt. Der Begriff „feinherb“ wurde im Jahr 2000/2001 von Winzer:innen der Mosel ins Leben gerufen, da die Vermarktung von halbtrocken und lieblich deklarierten Weinen immer schwieriger wurde. Feinherber Wein schmeckt weder herb noch trocken, vielmehr ist Wein mit der Bezeichnung „feinherb“ geschmacklich zwischen halbtrocken und lieblich einzuordnen.
Durch den eingeräumten Spielraum beim Restzuckergehalt von 9 bis 45 Gramm pro Liter und weil feinherber Wein gesetzlich nicht definiert ist, variiert die Restsüße bzw. der Restzucker und damit auch die Stilistik eines feinherben Weins von Region zu Region, Winzer:in zu Winzer:in und Rebsorte zu Rebsorte mitunter sehr stark. Im Durchschnitt bringen feinherbe Weine aber zwischen 15 und 25 Gramm Restzucker pro Liter auf die Waage.
Ganz wichtig: Ein feinherber Wein von sehr guter Qualität, beispielsweise aus der Rebsorte Riesling, schmeckt immer fruchtig-spritzig und herrlich erfrischend. Niemals aber pappig-süß, plump, ermüdend oder gar langweilig. Ursprünglich ging es den Winzer:innen der Mosel übrigens um die Vermarktung der Rebsorte Riesling. Heute findest du feinherben Wein, egal ob Weißwein oder Rotwein, von nahezu jeder Rebsorte.
Milder Wein – was ist das?
Als mild werden Weine mit einem Restzuckergehalt mit über 45 Gramm pro Liter bezeichnet. Auch die Bezeichnung „mild“ auf deutschen Weinetiketten ist weinrechtlich nicht definiert. Umgangssprachlich sind damit Weine gemeint, die höher im Restzuckergehalt sind und damit vermeintlich niedriger in der Säure.
Gut zu wissen: Zusätzlich gibt es auch noch den Begriff „classic“. Er wurde 2000 im deutschen Weingesetz eingeführt und steht für einen harmonisch-trockenen Geschmacksstil bei gebietstypischen Rebsorten. Man kann nur hoffen, dass diese Bezeichnung möglichst bald wieder abgeschafft wird. Denn wenn das deutsche Weingesetz für eine Sache prädestiniert ist, dann für die Stiftung von Verwirrung, und zwar auf allen Ebenen.