Vino de Pasto (pasto = Mahlzeit) bedeutet im Grunde genommen nichts anderes als Tafelwein. In Andalusien, im Land des Sherrys, meint man damit die nicht aufgespriteten Weine aus der hier vorherrschenden weißen Rebsorte Palomino Fino. Seltener sind Weine aus den sonst noch üblichen Rebsorten Pedro Ximénez und Moscatel oder alten Rebsorten wie z.B. der roten Rebsorte Tintilla de Rota (aka Graciano). Vino de Pasto gab es in Andalusien schon immer, jedoch wurde er vornehmlich in der Region konsumiert und stand lange im Schatten der Sherryproduktion, obwohl Aufzeichnungen belegen, dass Vino de Pasto sogar höher gehandelt wurde als Sherry.
Es gibt im Übrigen keinen standardisierten Ausbau des Vino de Pasto, dementsprechend ist die Vielfalt groß. Einige Weingüter lassen ihre Trauben für einige Stunden in der Sonne trocknen (aka Soleo-VerfahrenDas ursprüngliche Verfahren zur Herstellung von natürlichen Sherrys ohne Aufspritung, das in Andalusien aktuell eine kleine Renaissance erfährt, ist das Soleo-Verfahren (auch Asoleo-Verfahren genannt). Dabei werden die Trauben je nach angestrebter Stilistik über mehrere Stunden, Tage oder Wochen in der Sonne getrocknet. Infolgedessen verdunstet das in der Beere enthaltene Wasser und die Konzentration von Zucker und Aromastoffen nimmt zu. Anschließend… Mehr), bauen ihren Vino de Pasto in alten Sherryfässern aus oder spielen mit Florhefekontakt. Trotz diverser Ausbaumethoden sind Vino de Pastos fast immer von ihrer Herkunft geprägt. Nach Meinung vieler geht nämlich genau diese Besonderheit, der Ausdruck der Herkunft und der einzelnen Pagos, bei der traditionellen Sherryproduktion durch die Aufspritung verloren.
Es gibt jedoch eine Gemeinsamkeit, die fast alle Vino de Pasto aus Andalusien prägt: der Duft nach GeosminGeosmin wird von Bakterien im Boden produziert und ist ein bicyclischer tertiärer Alkohol. Je nach Ausprägung riecht Geosmin erdig bis stark muffig. Den Geruch nach Geosmin – in abgeschwächter Form – kennen wir z. B. auch, wenn Regen auf heißen Asphalt fällt. Wir sagen dazu: „Das riecht nach Sommer!“. Dieser typische Sommergeruch heißt übrigens auch Petrichor. Wir Menschen reagieren auf… Mehr, der je nach Konzentration mal schwächer und mal stärker ausgeprägt ist. Bei einer zu hohen Konzentration kann der Wein dumpf und muffig wirken und fälschlicherweise den Eindruck eines Korkfehlers erwecken. Dieser typische Geruch ist übrigens auf das Klima und den Boden der Region zurückzuführen und ist demnach ein Ausdruck der Herkunft.
Ich weiß nicht, ob Vinos de Pasto der neue heiße Scheiß werden. Für mich jedenfalls sind sie mit ihrer eleganten Aromatik und dem feinen salzig-kristallinen Geschmack eine Entdeckung, die mir unfassbar viel Spaß bereitet. Die Entwicklung des Weinbaugebiets Andalusien bleibt spannend. Und noch etwas: Vinos de Pasto begeistern und locken endlich auch wieder junge Weinfans nach Andalusien.
Lous Probiertipps
- Luis Pérez
- Callejuela
- De la Riva
- Muchada-Léclapart
- Ramiro Ibáñez (Bodega Cota 45)