[drop_cap]Ähnlich wie in europäischen Weinanbaugebieten wird Weinbau in Südafrika seit über 350 Jahren praktiziert. Das Ende der Apartheid 1994 stellte Südafrika aber vor extreme kulturelle, ökonomische und strategische Herausforderungen. Bis 1994 war das Land durch große Genossenschaftskellereien wie beispielsweise der KWV geprägt, die die Produktion des ganzen Landes kontrollierten. Eigenständig geführte Weingüter gab es wenige bis gar keine.[/drop_cap]
Südafrikas Weinanbaugebiete
95 % der südafrikanischen Rebfläche liegen am Western Cape, das als das größte und facettenreichste Ökosystem der Welt gilt. Zum Schutz dieser Naturvielfalt wurde 1973 das IPW-Zertifikat eingeführt, was für Integrated Production of Wine steht, vergleichbar mit dem integrierten Weinbau in Deutschland ist und die nachhaltige Weinbauproduktion unterstützt. Im südafrikanischen Weinrecht werden 4 „Produktionsgebiete“ unterschieden. Dabei bildet das „Wine of Orgin (WO)“ die rechtliche Grundlage.Ein Beispiel anhand des Weinanbaugebiets Stellenbosch:
Greographical Unit: bildet die größte geografische Einheit, z. B. Western Cape
Region: ist sozusagen ein Teilabschnitt, z. B. Costal Region
District: ist vergleichbar mit einem Weinanbaugebiet aus Deutschland, z. B. Stellenbosch
Ward: bezieht sich sozusagen auf eine bestimmte Ortschaft bzw. Lage, z. B. Simonsberg-Stellenbosch
Single Vineyard: stammt von einer bestimmten Einzellage, die nicht größter als 6 Hektar ist und auf der nur eine Rebsorte gepflanzt werden darf
Außerdem gibt es noch den Zusatz „Estate Wine“. Trägt ein Etikett diese Bezeichnung, müssen alle Weine aus weingutseigenen Weinbergen stammen und auch vor Ort abgefüllt werden. Estate Wine ist vergleichbar mit der Gutsabfüllung bzw. Erzeugerabfüllung in Deutschland. Die größten Weinanbaugebiete Südafrikas sind Stellenbosch, Paarl, Robertson und das Swartland.
Rebsorten
Anders als vermutet ist Südafrika ein Weißweinland. Auf insgesamt ca. 130.000 Hektar wachsen hier über 101 Rebsorten, davon 53 Weißweinsorten und 48 Rotweinsorten. Allgemein lässt sich sagen, dass Südafrika von internationalen statt von heimischen Rebsorten dominiert wird. An der Spitze der Weißweine stehen Chenin Blanc (aka Steen) mit 19 %, Colombard mit 12 % und Sauvignon Blanc mit 10 %. Bei den Roten ganz vorne mit dabei ist Cabernet Sauvignon mit 10 %, gefolgt von Shiraz (aka Syrah) mit 10 % und Pinotage, eine heimische Rebsorte aus Südafrika, mit 7 %.
Angeberwissen
Chenin Blanc, die ursprünglich als Steen bezeichnet wurde, ist die meistangebaute Rebsorte Südafrikas. Früher wurde sie hauptsächlich für Destillationszwecke angebaut. Heute entstehen aus ihr Weißweine von Weltruf, und zwar in den verschiedensten Qualitäten und Stilistiken. Der Grund, ähnlich wie bei Riesling, ist die kräftige Säurestruktur.
Cape Doctor – bitte was? Das ist ein ganz einzigartiger Wind in Südafrika, der in den heißen Sommermonaten stark kühlend ist und die Temperaturen in den Weinbergen des Western Capes, insbesondere in und um Stellenbosch, abkühlen lassen.
Der Cape Blend, das ist eine Mische, also eine Cuvée, aus mehreren Rebsorten. Immer mit dabei, und zwar mit mind. 30 %, ist die heimische Rebsorte Pinotage. Weitere Rebsorten, die oft enthalten sind: Cabernet Sauvignon, Shiraz (Syrah), Cinsault und Petit Verdot.
Das Anbaugebiet Elim ist bekannt für herausragende Qualitäten der Rebsorte Sauvignon Blanc, und zwar im Cool-Climate-Stil. Was das heißt? Im Weinbau unterscheiden wir zwischen Cool Climate (kühle Temperaturen) und Warm Climate (warme Temperaturen). Weniger Wärme und Sonneneinstrahlung bei Sauvignon Blanc sorgt für Aromen von Paprika, frisch geschnittenem Gras und Zitrusfrüchten.