Was ist Rosé Champagner?

Das Wetter wird wärmer und die Getränke wieder kühler. Zeit für ein Gläschen Rosé Champagner. Doch wie wird der eigentlich hergestellt?

Für die Herstellung bzw. Färbung von Rosé Champagner darf dem fertigen weißen Grundwein roter Grundwein hinzugefügt werden. Man spricht in diesem Fall von einem „Rosé Classique“ oder einem „Rosé d’Assemblage“. So werden schätzungsweise 95 % aller Rosé-Champagner hergestellt. Was erst einmal nach willkürlichem „Hantieren“ klingt, ist jedoch eine nicht zu unterschätzende Kunst. Wichtig: Roséweine durch „Mischen“ von weißen und roten Grundweinen herzustellen, ist mit wenigen Ausnahmen fast ausschließlich in der Champagne erlaubt, nirgendwo sonst in Frankreich. Zwei weitere Methoden, um einen Rosé Champagner herzustellen, sind die Maischestandzeit (Rosé de Macération) und das Saignée-Verfahren (Rosé de Saignée).

Das Besondere an Rosé Champagner ist neben der Farbe der Umstand, dass es nur sehr wenige Champagnerhäuser und Winzer:innen gibt, die sich der Thematik Rosé Champagner  ernsthaft annehmen. Demnach ist der Marktanteil an Rosé Champagner im Vergleich zu anderen Champagnern mit aktuell ca. 10 % verhältnismäßig klein. Genau wie bei allen anderen Champagnern gibt es auch bei Rosé Champagner jahrgangslosen (aka non vintage) und Jahrgangschampagner (aka vintage). Seltenere Exemplare sind beispielsweise Rosé Champagner aus nur einer Weinbergslage, der sogenannten Single Vineyard Cuvée, oder beispielsweise eine Prestige Cuvée.

 

Wie schmeckt Rosé Champagner?

Die Nachfrage nach Rosé Champagner steigt weiterhin kontinuierlich. Ein Grund für die zunehmende Popularität, insbesondere bei Weineinsteiger:innen, könnte der oft sehr fruchtige und weniger „komplizierte“ Geschmack sein. Ein weiterer Grund sind, ohne um den heißen Brei herumreden zu wollen, starke und sehr wirkungsvolle Marketingkampagnen. Dass es auch Rosé Champagner gibt, hatten salopp ausgedrückt viele Konsument:innen früher einfach nicht auf dem Schirm.

Viele meiner Kolleg:innen sind der Meinung, dass Rosé Champagner nie mit der Grazilität und Komplexität von einem Blanc de Blanc, Blanc de Noirs & Co. mithalten können. Persönlich beobachte ich aber etwas anderes, sowohl im Glas als auch im direkten Gespräch mit den Champagnerproduzent*innen. Nämlich dass namenhafte Champagnerhäuser und Winzer*innen in bestimmten Regionen zunehmend ein Hauptaugenmerk auf die Produktion von Spitzen-Rosé-Champagnern legen. Und mit diesen Qualitäten widerlegen sie gekonnt das Vorurteil, dass es sich bei Rosé-Champagner ausschließlich um ein feminines Trendgetränk handelt.

Entgegen gängiger Vorurteile sind Rosé-Champagner nicht ausschließlich etwas für Frauen. Auch schmecken sie nicht kitschig oder gar ausschließlich fruchtig-süß. Gute Rosé-Champagner weisen eine für mich ganz eigenständige Würzigkeit und Frucht auf. Sie können sehr elegant sein, sind oft salzig im Geschmack und weisen eine ganz feine Gerbstoff- sowie Säurestruktur auf. Sie lassen einem regelrecht das Wasser im Mund zusammenlaufen und sind sehr appetitanregend.

 

Champagner richtig servieren

Bei der Verkostung bzw. beim Servieren eines Schaumweins spielt die Temperatur eine wesentliche Rolle. Ist der Champagner zu kalt, wirst du kaum Aromen wahrnehmen. Ist er hingegen zu warm, fällt er schnell aus dem Korsett und wirkt mitunter sehr breitschultrig und ggf. auch alkoholisch. Meine Faustregel ist immer kühlschrankkalt (7-10 Grad). Lieber einen Ticken zu kalt als zu warm, da er im Glas ohnehin an Temperatur gewinnt. Beim Glas würde ich dir raten, alle Sektflöten und/oder Champagnertulpen aus dem Haus zu verbannen und lieber auf ein schlichtes und gutes Universalglas oder Weißweinglas zurückzugreifen. Damit gibst du dem Champagner viel mehr Raum, seine Aromen zu entfalten.

Bevor du den Champagner dir selbst oder deinen Gästen einschenkst, kann es sich außerdem lohnen, das Glas vorab mit einer kleinen Menge Champagner zu avinieren, also durchzuspülen. Das entfernt unangenehme Fremdgerüche, wie wir sie zum Beispiel von Schränken kennen. Außerdem werden hierdurch auch Spülmittelreste entfernt und damit ein unerwünschtes und übermäßiges Schäumen verhindert. Champagner sollte im Idealfall schräg eingeschenkt werden. Nimm das Glas in die Hand und winkel es an. Gläser nicht randvoll einschenken. 2 Fingerbreit (ca. 100 ml) sind perfekt – lieber nachschenken, dann bleibt der Champagner auch kalt!

 

Rosé Champagner zum Essen

Rosé Champagner ist nicht nur etwas für den Empfang und besondere Anlässe, sondern ein völlig unterschätzter Speisebegleiter, der so ziemlich jedes Gericht aufmotzt und es mit seiner Aromatik gekonnt in Szene setzt. Klar, Austern, Kaviar, Hummer & Co. sind Klassiker. Aber hast du schon einmal an so was Banales wie Mac & Cheese, Pulled Pork Sandwich oder Fish Tacos gedacht? Gaumenfeuerwerk! Insbesondere salzige und mitunter leicht fettdominierte Speisen passen hervorragend zu Champagner.

Erinnerst du dich noch an die Szene aus Pretty Woman? Richard Gere reicht Julia Roberts ein Glas Champagner und bietet ihr eine Erdbeere an. Auf ihre Frage, wozu die Erdbeere gut sei, antwortet er: „Die Erdbeere unterstützt den Geschmack des Champagners!“ Wenn du mich fragst, ist Salz die neue Erdbeere. Das Salz der Speisen hebt den Geschmack des Champagners positiv in den Vordergrund. Der Schaumwein wiederum wirkt wie ein Zungenreiniger, hat also einen erfrischenden und erdenden Effekt auf unseren Gaumen (aka Palate Cleanser).

Tipps für den Einkauf

Jedes Champagnerhaus und alle Winzer:innen verfolgen bei der Produktion von Champagner eine ganz eigene, aber im besten Fall wiedererkennbare Stilistik. Demnach kann dir bereits der Name der Hersteller:innen Aufschluss über den Geschmack eines Champagners geben. Zudem solltest du auch auf die Geschmacksrichtung wie z.B. Dosage Zéro, Extra Brut oder Brut achten. Diese verrät dir nämlich, wie viel Restzucker ein Champagner pro Liter hat und demnach wie „süß“ er schmeckt.

 

Lous Probiertipps

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Deine Lou

Über die Autorin

Louisa Maria Schmidt (aka Lou) schreibt auf ihrem Blog über Wein und erklärt in Kurzvideos auf Instagram, auf was es bei Wein wirklich ankommt. In der Gastronomie groß geworden, studierte sie Internationale Weinwirtschaft an der Hochschule Geisenheim. Heute arbeitet sie als Wine Consultant und Content Creatorin für PR-Agenturen, Online- und Printmagazine sowie Weingüter.

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